Kompass für den Nachhaltigkeitsdschungel

Schnell die passende Lösung finden: nawi.berlin unterstützt Berliner Unternehmen dabei, nachhaltig zu wirtschaften. Ein zentraler Baustein des Angebots ist die kostenfreie Einstiegsberatung – zeitnah und bedarfsgerecht. Im Interview erklären die nawi.berlin-Expertinnen Annelie Geipel und Franziska Marten, wie die Einstiegsberatung abläuft und wie Unternehmer:innen davon profitieren können.
nawi.berlin wurde 2023 ins Leben gerufen. Was ist der Grundgedanke?

Annelie Geipel: Wir haben in Berlin viele Institutionen, die Unternehmer:innen dabei unterstützen, nachhaltiger zu werden. Aber die Angebote wurden in den letzten Jahren noch zu selten abgefragt. Ein Grund ist, dass es für unterschiedliche Themen verschiedene Ansprechpartner:innen gibt und man als Unternehmer:in oder Nachhaltigkeitsbeauftragte:r so erstmal nicht genau weiß, wo man anfangen soll und an wen man sich wenden kann. Mit nawi.berlin haben wir eine zentrale Anlaufstelle für kostenfreie Angebote geschaffen. Das Ziel ist, den Unternehmer:innen und Nachhaltigkeitsbeauftragten Starthilfe zu geben, damit sie schnell zukunftsgerecht und profitabel wirtschaften können.

Welche Rolle spielt dabei die nawi.berlin-Einstiegsberatung?

Annelie Geipel: Das Ziel der Einstiegsberatung ist, einen Überblick zu geben und kurz und knapp die Themen zu besprechen, die relevant sind. Konkret schauen wir: Was ist das Geschäftsmodell, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen werden schon umgesetzt und wo kann das Unternehmen noch nachhaltiger werden? Nach der Beratung führen wir auf, was Maßnahmen sein könnten, warum diese sinnvoll sind und warum wir sie gerade für dieses Unternehmen empfehlen. Wir stellen Informationsmaterial zusammen, verweisen auf Tools, Checklisten, Veranstaltungen und weiterführende Beratungsangebote. Wir vernetzen auch aktiv.

Franziska Marten: In der Regel dauert das Beratungsgespräch eine Stunde. Die Unternehmen können uns anrufen, uns schreiben, auf der Homepage einen Termin vereinbaren oder mit ihren Fragen in unser Büro in Berlin-Mitte kommen. Sie können auch sagen: Ich muss mich damit jetzt auseinandersetzen, habe aber gar keine Ahnung und auch nicht so richtig Lust. Habt ihr Tipps? Die Idee ist, den Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit so niederschwellig wie möglich zu gestalten. Wir richten unser Angebot am Bedarf und den Wünschen der Unternehmen aus. Die Fragen können dabei noch so klein und scheinbar banal sein – man kann uns immer ansprechen und wir schauen dann, wie wir helfen können.

Mit welchen Themen kommen Unternehmer:innen und Nachhaltigkeitsbeauftragte zu Euch in die Beratung?

Franziska Marten: Worauf kommt es bei der Umstellung auf Ökostrom an? Wie gehe ich das Thema Nachhaltigkeit systematisch an? Viele wollen auch wissen, welche Konsequenzen die CSRD-Berichtspflicht für sie hat, wie sie den Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung finden oder wie sie eine Wesentlichkeitsanalyse angehen können. Es ist ein großes Spektrum an Unternehmen, das mit Fragen zu uns kommt – von Nahrungsmittelhersteller:innen über Hotellerie und Baugewerbe bis hin zu Gastronomie und Agenturen. Einige beschäftigen sich dabei zum ersten Mal mit dem Thema, andere sind schon mitten im Prozess. Wir sind da wirklich offen für alle Branchen und Unternehmensgrößen.

Immer wieder wird behauptet, nachhaltig zu wirtschaften bringe Wettbewerbsnachteile, sei teuer, zahle sich nicht aus. Wie begegnet ihr Unternehmen, die Nachhaltigkeit skeptisch gegenüberstehen?

Franziska Marten: Nachhaltigkeit ist eine moderne Businessdisziplin, bei der es darum geht, das eigene Geschäftsmodell zukunftssicher aufzustellen. Helfen können hier zum Teil auch einfache Maßnahmen, die günstig sind, viel CO2 einsparen und dabei vielleicht sogar die Energiekosten senken. Leider wird das im öffentlichen Diskurs oft anders dargestellt. Das macht es Unternehmer:innen, die sich in der Thematik noch nicht auskennen, schwer, die Chancen von nachhaltigem Wirtschaften zu erkennen und gute Entscheidungen für ihr Unternehmen zu treffen.

Annelie Geipel: Wenn Nachhaltigkeit als Belastung verstanden wird, dann ist sie natürlich etwas, was man erstmal nicht angeht oder was man aufschiebt. Früher oder später holt einen das Thema aber ein – spätestens, wenn man Bericht erstatten muss. Was häufig vergessen wird, ist, dass auch Banken und Versicherungen danach fragen werden: Wenn ich als Unternehmer:in einen Kredit haben möchte, werde ich künftig Fragebögen zu meinen Nachhaltigkeitsmaßnahmen und meinem CO2-Ausstoß ausfüllen müssen. Es ist gut, sich jetzt damit auseinander zu setzen und Vorarbeit zu leisten. Ansonsten kommt später alles zusammen.

Gibt es vermeidbare Fehler, die Euch in der Einstiegsberatung immer wieder begegnen? Was ratet ihr diesen Unternehmen?

Franziska Marten: Es kommt häufig vor, dass Unternehmen einzelne Personen mit Nachhaltigkeit beauftragen, die noch nicht das nötige Know-how haben. Das Wissen muss sich im Unternehmen dann erst bilden, das braucht etwas Zeit. Gleichzeitig sind diese Personen oft nicht auf Führungsebene angesiedelt, sondern gehören z.B. zur Marketingabteilung. Nicht selten werden sie für ihr Engagement zudem unzureichend von ihren anderen Aufgaben freigestellt. Im Alleingang ist es für diese Personen dann sehr schwer, das Thema voranzutreiben. Hier kann es nützlich sein, sich Verbündete innerhalb des Unternehmens zu suchen, insbesondere Fürsprecher auf Führungsebene. Aber auch externe Unterstützung ist wichtig, um voranzukommen – sich zum Beispiel mit anderen Nachhaltigkeitsbeauftragten auszutauschen.

Annelie Geipel: Was wir auch häufig feststellen ist, dass Unternehmen, die sehr ambitioniert sind, direkt in die Aktion gehen. Es werden dann viele kleinere Maßnahmen umgesetzt, die mitunter viel Zeit und Ressourcen kosten. Da ist ein wichtiger Hinweis, dass es gut ist, zuerst zu schauen, wo im Unternehmen die meisten Treibhausgase entstehen: Welche Prozesse verursachen bei uns viel CO2 oder verbrauchen sehr viel Energie? Wenn man sich das systematisch anschaut, erkennt man Maßnahmen, die sich wirklich lohnen und kommt so vielleicht schneller zum Ziel.

Franziska Marten: Insgesamt ist es wichtig, den Erfolg der Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu messen: Machen wir das Richtige und hat das, was wir machen, den gewünschten Effekt? Was können wir aus den Kennzahlen ableiten? Um gute Praxisbeispiele kennenzulernen und kleine und große Lösungen für das eigene Unternehmen zu finden, kann es sinnvoll sein, neben der Einstiegsberatung weitere, regelmäßige Angebote zu nutzen – zum Beispiel zu unserem Berliner Roundtable für Nachhaltigkeitsbeauftragte zu kommen. In einem Peer-Learning -Prozess helfen sich Unternehmen hier gegenseitig dabei, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und ihr Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.

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