Nachhaltiges Bauen: Eine Notwendigkeit für die Zukunft der Berliner Wirtschaft

Die Bauwirtschaft ist traditionell für erhebliche Mengen an Abfall und Emissionen verantwortlich. Sie hat daher eine immense Verantwortung, zu einer sozialen und umweltfreundlicheren Zukunft beizutragen. In diesem Zusammenhang spielt das Konzept des zirkulären Bauens eine entscheidende Rolle. Es geht darum, Materialien und Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen, Abfälle zu minimieren und den Lebenszyklus von Bauwerken zu verlängern.

Ein Unternehmen, das sich diesen Prinzipien verschrieben hat, ist das Berliner Ingenieurbüro CIRCULAR STRUCTURAL DESIGN, das von Patrick Teuffel 2021 gegründet wurde. Teuffel lehrt und forscht zudem als Professor für Innovation and Sustainability Strategies an der SRH School of Technology and Architecture in Berlin. CIRCULAR STRUCTURAL DESIGN arbeitet aktiv an der Entwicklung und Umsetzung von zirkulären und nachhaltigen Bauweisen und trägt somit zur Förderung einer nachhaltigen Bauwirtschaft in Berlin und darüber hinaus bei.

Prof. Dr.- Ing. Partick Teuffel, Gründer Ingenieurbüro CIRCULAR STRUCTURAL DESIGN

Die Vorteile des nachhaltigen Bauens

Nachhaltiges Bauen bietet nicht nur gesellschaftliche und ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile. Unternehmen, die sich für zirkuläre Geschäftsmodelle entscheiden, können langfristig ihre Kosten senken, indem sie Ressourcen effizienter nutzen und Abfälle minimieren. Zudem steigt der Druck von Regierungen und Verbraucher:innen, umweltfreundlichere Praktiken zu übernehmen, was bedeutet, dass nachhaltiges Bauen auch einen Wettbewerbsvorteil darstellt.

Ein wichtiger wirtschaftlicher Vorteil des nachhaltigen Bauens liegt in den verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten, die durch die EU-Taxonomie entstehen. Diese Verordnung definiert klare Kriterien für ökologisch nachhaltige Bauprojekte, die zunehmend bevorzugt von Investor:innen und Banken finanziert werden. Unternehmen, die diese Standards erfüllen, können von günstigeren Kreditkonditionen und erleichtertem Zugang zu grünen Anleihen profitieren.

Zirkuläre Geschäftsmodelle, wie sie CIRCULAR STRUCTURAL DESIGN unterstützt, tragen dazu bei, die Anforderungen der EU-Taxonomie zu erfüllen. Indem sie Materialien effizienter nutzen und Abfälle reduzieren, machen sie Bauprojekte nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch wirtschaftlich attraktiver. Nachhaltiges Bauen stärkt somit nicht nur die Marktposition, sondern bietet auch Zugang zu wichtigen Finanzierungsquellen für die Zukunft.

Was muss beachtet werden, wenn man zirkulär bauen möchte?

Während sich die Debatte um nachhaltiges Bauen bisher auf Energieeinsparungen konzentrierte, rücken heute der Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen in den Vordergrund. Da der Großteil der Ressourcen im Rohbau steckt, bietet vor allem die Tragwerksplanung enormes Potenzial zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Eine nachhaltige Tragwerksplanung, die mit weniger Material auskommt, Bauteile wiederverwendet oder dafür CO2-reduzierte Werkstoffe einsetzt, kann hier ein massives Einsparpotenzial bieten.

Zirkuläres Bauen erfordert ein Umdenken in der gesamten Bauplanung und -ausführung. Ein wesentliches Element ist die sorgfältige Auswahl von Materialien und Wiederverwendung von Bauteilen. Hierzu können innovative Lösungen für die Transformation von Bauwerken, die Wiederverwendung von Bauteilen und das Recycling von Baumaterialien entwickelt werden. Ein prominentes Beispiel für die praktische Umsetzung dieser Prinzipien ist das ReCreate-EU-Projekt, bei dem CIRCULAR STRUCTURAL DESIGN eine wesentliche Rolle spielt. Dieses Projekt zielt darauf ab, bestehende Stahlbetonfertigteile in neuen Bauvorhaben wiederzuverwenden, um die Umweltbelastung zu reduzieren und gleichzeitig innovative Baukonzepte zu fördern. Im Rahmen des Projektes werden die notwendigen Prozesse definiert und schlussendlich mit vier Pilotprojekten in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Finnland realisiert.

Ein weiteres interessantes Beispiel überträgt diesen Ansatz auch auf den Stahlbau. So kommt eine Stahlkonstruktion einer temporären Arbeits- und Schutzplattform, die ursprünglich am Berliner Ostbahnhof verwendet wurde, nun bei zwei neuen Projektentwicklungen in der Hauptstadt zum Einsatz. Diese Lösung ermöglicht eine effiziente Ressourcennutzung und trägt zur Minimierung von Transportwegen und Emissionen bei. Durch solche pragmatischen Maßnahmen wird nachhaltiges Bauen in Berlin aktiv vorangetrieben.

Ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung zirkulärer Bauprojekte ist die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren, einschließlich Architekt:innen, Ingenieur:innen, Bauunternehmen und Materiallieferant:innen. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Materialien effizient genutzt und Abfälle minimiert werden.

Herausforderungen des nachhaltigen und zirkulären Bauens

Trotz der offensichtlichen Vorteile steht das nachhaltige Bauen vor einigen Herausforderungen. Zum einen ist das Thema noch relativ unbekannt – insbesondere in traditionellen Planungs- und Bauunternehmen, die mit herkömmlichen Methoden vertraut sind. Zum anderen stellt die Qualitätssicherung eine große Herausforderung dar: Wiederverwendete Materialien und Bauteile müssen natürlich die gleichen Standards wie neue Produkte erfüllen.

Zirkuläres Bauen stellt erhöhte Anforderungen an Planung und Logistik, da zeitliche und räumliche Abhängigkeiten eine größere Rolle spielen. Im Gegensatz zum herkömmlichen Bau, bei dem Materialien oft einfach bestellt und geliefert werden, müssen wiederverwendbare Ressourcen rechtzeitig beschafft, gelagert und transportiert werden. Das erfordert eine genaue Abstimmung, damit Materialien in der richtigen Menge, Qualität und zum passenden Zeitpunkt vor Ort verfügbar sind. Diese Koordination zwischen verschiedenen Akteuren ist komplexer, da die Materialgewinnung und -wiederverwendung stärker in die Bauplanung integriert werden muss.

Ohne sorgfältige Planung können Verzögerungen entstehen, was die Effizienz des Bauvorhabens gefährdet. Daher ist eine präzise Zusammenarbeit entlang der gesamten Lieferkette von zentraler Bedeutung, um diese logistischen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Informationsmöglichkeiten und Netzwerke

Unternehmer:innen, die sich für das Thema nachhaltiges Bauen interessieren, haben verschiedene Möglichkeiten, sich zu informieren und zu vernetzen. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bietet zahlreiche Schulungen und Zertifizierungen an, die Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltige Bauprojekte erfolgreich umzusetzen.

Zudem gibt es in Berlin eine Vielzahl von Netzwerktreffen und Veranstaltungen, bei denen sich interessierte Unternehmen austauschen und von den Erfahrungen anderer profitieren können. Ein besonders relevantes Netzwerk ist Circular Berlin, das sich intensiv mit den Themen Kreislaufwirtschaft in verschiedenen Branchen, u. a. der Bauindustrie, beschäftigt. Hier können Unternehmen wertvolle Kontakte knüpfen und sich über die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich informieren.

Insgesamt bietet das nachhaltige Bauen enorme Chancen für die Berliner Wirtschaft. Unternehmen, die sich frühzeitig auf diese Entwicklung einstellen, können nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihren Zugang zu Finanzierungsquellen langfristig sichern.

Dieser Beitrag wurde von Prof. Dr.-Ing. Patrick Teuffel verfasst.

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