Nachhaltigkeit im Dienstleistungsbereich: Mehr als nur Papier sparen

Was können Dienstleistungsunternehmen zu einer nachhaltigeren Welt beitragen? Die Antwort: Mehr, als viele denken! Von Beschaffung über Teamkultur bis hin zum Geschäftsmodell – das Beispiel nawi.berlin zeigt, wie Dienstleister:innen zukunftsfähig wirtschaften.

In Berlin gibt es viele Unternehmen, die sozial und ökologisch verantwortungsbewusst handeln wollen. Und viele Angebote, die Unternehmen dabei unterstützen können. Das Problem war lange: Sie fanden nicht zueinander. Doch jetzt gibt es dafür nawi.berlin.

nawi.berlin ist die zentrale Anlaufstelle für nachhaltiges Wirtschaften in Berlin. In der Online-Datenbank finden Unternehmen Infos, Tools, Vernetzungsmöglichkeiten und Förderungen rund um betriebliche Nachhaltigkeit. Außerdem macht die Initiative gute Beispiele aus der Praxis erfahrbar und bietet kostenfreie Einstiegsberatungen an. „Wir sorgen dafür, dass bestehende Angebote auch gefunden werden“, sagt Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW). Der BNW hat das Projekt zusammen mit dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland und dem Impact Hub Berlin an den Start gebracht – die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe fördert das Projekt.

Gibt’s das auch in grün?

nawi.berlin will nicht nur andere Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltiger zu werden, sondern auch selbst nachhaltig agieren. Und dabei geht es um viel mehr als nur Papier sparen. Vielen ist nicht klar, dass auch Dienstleistungsunternehmen Einfluss auf Ressourcen, Klima und Artenvielfalt haben: Kommt im Gebäude Kohle- oder Ökostrom zum Einsatz? Kauft man IT-Hardware immer neu oder gibt es das favorisierte Gerät auch generalüberholt aus zweiter Hand? Wurden der Kaffee und die Nervennahrung im Büro fair und ökologisch hergestellt?

„Manchmal weiß man ja nicht, ob es eine nachhaltige Alternative für meinen Bedarf gibt und wenn ja, wo ich sie finde“, sagt Annelie Geipel, die Verbundprojektleiterin von nawi.berlin. Hier hat das nawi.berlin-Team den Vorteil, dass hinter dem Verbund viele nachhaltig wirtschaftende Unternehmen stehen.

„Wenn ich nach der regulären Recherche nicht fündig werde, suche ich beispielsweise bei den BNW-Mitgliedsunternehmen, ob eines die passende Lösung auch ‚in nachhaltig‘ anbietet.“

So stammt z.B. das Projekt-Smartphone von einem nachhaltigen Anbieter und ist so konzipiert, dass es sich bei Bedarf leicht reparieren lässt. Auch der Mobilfunkanbieter ist nachhaltig. Software und Dienstleister:innen wählt nawi.berlin nach sozialen und ökologischen Kriterien aus. Das Projektmanagement-Tool: von einem deutschen Unternehmen. Die Website: so effizient konstruiert, dass sie nur wenig Energie verbraucht. Die Server dafür: stehen in Deutschland und nutzen Ökostrom.

Annelie Geipel, Verbundprojektleiterin nawi.berlin

Kampagnen gehen auch klimafreundlich

Als das Projekt stand, startete nawi.berlin eine Kampagne, um Unternehmen auf das neue Angebot aufmerksam zu machen. Wer jetzt an Tausende Flyer denkt, die achtlos auf der Straße landen, liegt falsch: Die Kampagne konzentrierte sich aufs Digitale. Nicht nur, weil die Zielgruppe sich so am besten erreichen ließ, sondern auch, weil das Ressourcen schont und weniger Emissionen verursacht.

Die Klimabilanz der Kampagne wurde unter anderem mit Hilfe eines kostenfreien Tools ermittelt und liegt bei 3,79 t CO2, ungefähr so viel wie ein:e Deutsche:r in vier Monaten verursacht. Ein wichtiges Learning dabei war, dass (die wenigen) Druckmedien dabei den größten Fußabdruck hatten. Für die Kompensation des CO2-Ausstoßes entschied sich nawi.berlin für den Kauf von CO2-Zertifikaten. Die haben einen langfristigen Effekt etwas zum Klimaschutz beizutragen, da durch die Verknappung deren Preis steigt und europäische Großemittenten zu klimafreundlichen Investitionen angeregt werden. Auch den CO2-Fußabdruck künftiger Kommunikationskampagnen will nawi.berlin ausgleichen. Ein nächster Schritt könnten Klimabilanzen für Veranstaltungen oder das gesamte Projekt sein.

Mit nachhaltiger Teamkultur zum Erfolg

Was Einsteiger:innen oft vergessen: Nachhaltigkeit umfasst nicht nur ökologische, sondern auch soziale Aspekte.

„Wenn die Atmosphäre im Team stimmt, schafft man fast alles“,

davon ist Annelie Geipel überzeugt. In ihrem sechsköpfigen operativ-tätigem Projektteam pflegt sie einen Austausch auf Augenhöhe. Transparente Kommunikation, wertschätzendes Feedback und Weiterentwicklung sind ihr wichtig.

Dafür steht sie mit allen Mitarbeitenden im Austausch und lässt durch sogenannte „Check-ins“ und „Check-outs“ bei Meetings auch Raum für persönliche tagesbeeinflussende Geschehnisse und Spannungen, die man Teilen möchte. „Niemand muss etwas sagen, aber Räume für Gefühligkeiten sind wichtig. Denn über die Stimmung der Kolleg:innen Bescheid zu wissen, kann den Umgang für alle Seiten erleichtern“, sagt Annelie Geipel. Außerdem arbeitet das nawi.berlin-Team möglichst agil und die Verbundprojektleiterin legt einen hohen Fokus darauf, Motivation und individuelle Stärken zu berücksichtigen. Jede:r Einzelne steuert kreative Lösungen bei – davon profitiert das gesamte Projekt. Luft nach oben sieht Annelie Geipel noch bei der Etablierung einer festen Team-Feedback-Struktur.

Nachhaltiges Geschäftsmodell

Geschäftsmodelle gelten als nachhaltig, wenn Nachhaltigkeit in allen Unternehmensbereichen und -prozessen entlang der Wertschöpfungskette mitgedacht und integriert wird. Solche Geschäftsmodelle haben einen positiven Einfluss auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Diese 360°-Perspektive ist bei nawi.berlin gegeben.

Immer mehr Unternehmen nutzen die kostenfreie Einstiegsberatung. Hier unterstützt das nawi-Team individuell auf dem Weg Richtung Nachhaltigkeit. Häufiges Feedback am Ende der Einstiegsberatung: „Jetzt weiß ich, was ich als nächstes tun muss!“ Und das ist auch gut so. Schließlich will Berlin bis 2045 klimaneutral werden.

Diese Tipps gibt Annelie Geipel Unternehmen, die nachhaltiger werden wollen:
  • Auch wenn viele beim Thema Nachhaltigkeit am liebsten sofort loslegen würden: Am besten erst den Status quo erfassen. Denn dann können Unternehmen sich auf die wichtigsten Stellschrauben konzentrieren. Hier kann z. B. nawi.berlin mit einer kostenfreien Einstiegsberatung unterstützen.
  • Zu den Top-Emissionsquellen in Dienstleistungsunternehmen zählen oft nicht nur Strom und Wärme, sondern auch Autofahrten. Dagegen hilft: Anreize für nachhaltige Mobilität schaffen, etwa durch Dienstrad-Leasing, E-Ladesäulen, ÖPNV-Tickets oder komfortable Fahrrad-Abstellmöglichkeiten.
  • Wer sich mit anderen Unternehmen vernetzt, kommt schneller ans Ziel: Durch Erfahrungsaustausch können Fehler vermieden und Kosten eingespart werden. Sich austauschen, Kooperation eingehen und Synergien nutzen bietet erfolgversprechende Chancen bei der Umsetzung von echter Nachhaltigkeit.

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